Heilbronner OB-Kandidat Harry Mergel (SPD) zu
Besuch in der echo-Redaktion
Von Jürgen Dieter Ueckert
Der Aufbruch in der Stadt hat einen
Heilbronner Namen, nämlich Harry Mergel", hatte Sibylle Mösse-Hagen
dem echo mitgeteilt, als das bürgerliche Lager seinen Kandidaten präsentierte.
Jetzt ist die selbstbewusste SPD-Chefin Wahlkampfleiterin für den OB-Kandidaten
Harry Mergel, der von Sozialdemokraten und Grünen unterstützt wird.
Fit und braungebrannt präsentiert Harry
Mergel sich der echo-Redaktion, frisch aus einem Skiurlaub, den er mit Jürgen
Zieger verbrachte, einst Baubürgermeister in Neckarsulm und jetzt OB in
Esslingen. „Wir haben natürlich auch über Heilbronn gesprochen - und Zieger
beneidet unsere Stadt um ihre Aufbruchsstimmung und die gute Finanzlage“,
meldet der Kandidat aus seinem Urlaub.
Für Harry Mergel war es deshalb klar, dass er
neben seiner Heilbronner auch eine renommierte Stuttgarter Werbeagentur für
den OB-Wahlkampf engagiert. Und zwar genau jene, die schon die Zieger-Kampagne
zur Esslinger OB-Wahl erfolgreich gemanagt hatte. Als Parteikandidat jedoch
will Mergel nicht gelten. Deshalb präsentierte ihn eine Bürgerinitiative als
ihren OB-Kandidaten, die heute schon mehr als 30 Namen umfasse.
Weitere Personen wollte er bei seinem Besuch
in der echo-Redaktion noch nicht nennen: „Wir haben eine Dramaturgie für den
Wahlkampf - und da kommt alles zu seiner Zeit." Wenn der bürgerliche
Kandidat sich als „Mann der Wirtschaft" bezeichnet, ficht Mergel das nicht
an. Auch er meint lakonisch: „Ohne Unterstützung aus der Wirtschaft ist der
Wahlkampf nicht zu führen."
Ob ein Wahlkampfslogan wie „Modem,
menschlich, Mergel“, den der Kandidat mal locker so in die Runde wirft,
letztlich zum Zuge kommen wird, weiß er noch nicht. Klar ist dagegen für ihn,
dass er auf auswärtige Prominenz Im Wahlkampf verzichtet. In einer
Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Damit Heilbronn gewinnt" werden ihn ab
dem 10. Juni „aus freundschaftlicher Verbundenheit“ Künstler wie die „Neue
Museumsgesellschaft“ oder Gerhard Polt unterstützen. Für den
Gaffenberg-Kulturtage- Manager Mergel ist das „authentisch".
Rütteln an der Pforte des Heilbronner
Rathauses mit dem Ruf „Ich will da rein" - wie einst Gerhard Schröder
beim Kanzleramt – solche Geschichten kann Harry Mergel nicht bieten. Aber gute
Freunde haben ihm jetzt bescheinigt, dass er früher schon gesagt habe, das mit
dem OB wolle er machen. Selbstbewusst klärt er auf: „Berliner-Platz-Bebauung,
Agenda-Prozess, Verwaltungsmodernisierung, Einrichtung von Bürgerämtern - all
diese Aufbruchsaktivitäten in Heilbronn sind eng mit meinem Namen
verbunden."
Sein Programm für die Stadt liegt in Umrissen
vor. Viele Einzelpunkte tischt er auf. Die müssten allerdings, das stellt er ohne
Umschweife fest, jetzt noch ausgefeilt werden.
„Die objektiven Daten in Heilbronn sind
oftmals besser als das subjektive Empfinden vieler Bürger", erzählt der
Mann, der als seine Lebensaufgabe „Arbeiten für Heilbronn“ ansieht.
Schön reden will er die Stadt überhaupt
nicht, wie ihm manche Kritiker vorwerfen. Vernünftig prüfen und entscheiden,
wenn es um konkrete Projekte geht, lautet sein Motto. Beispiele: neues
Logentheater oder Umbau der Eishalle.
Wie bereitet sich der 43jährige Vater zweier
Kinder auf die kommenden Wochen des harten Wahlkampfs vor? „Ich lebe gesund,
mit wenig Genussmitteln“, erzählt der einstige Fußballspieler der Union
Bückingen. Mit Waldlauf will er wieder anfangen, um demnächst am
Zehn-Kilometer-Stadtlauf teilnehmen zu können.
Dass er als Berufschullehrer gegen einen
amtierenden OB antritt, das stört ihn nicht: „Ich stehe ihm in Ausbildung und
Kompetenz als Verwaltungs- und Wirtschaftswissenschaftler in nichts
nach." Mergel setzt auf jene Wählerschichten, „die bereit sind,
differenziert zu denken und wahrzunehmen.“
Schon heute weiß er, dass die Wähler
„letztlich eine gute Entscheidung treffen werden“. Und wenn die negativ für ihn
ausfällt? Scherzhaft kontert er, dass er dann ja noch Fußballtrainer werden
könne.
Vorläufig ruht sein Amt als
SPD-Fraktionsvorsitzender. Als Stadtrat kandidiert er im Herbst auch nicht
mehr. Dass er im August eventuell für die SPD-Liste nach-nominiert werde, ein
solches Gerücht weist er zurück.
„Ein Kerl muss eine Meinung haben." Den
Satz des Dichter Alfred Döblin zitiert er, als es um seinen Standort in der
SPD geht. Modernität und soziale Gerechtigkeit sind seine Stichworte, nicht
links oder rechts. „Ich war immer bei den Gewinnern“, betont er mit Vehemenz.
Denn die meisten Anträge, die von seiner
Fraktion durch ihn eingebracht wurden, fanden Mehrheiten, erzählt er stolz. Er
sei eben „mehrheitsfähig“ - und setzt für den 27. Juni auf Sieg. Mit dem Nachsatz:
„Wir sind auch fit genug für einen zweiten Wahlgang.“
echo am Mittwoch
14. April 1999
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