Gnadenlos blamiert
Von Jürgen Dieter Ueckert
Der Heilbronner Milliardär Dieter
Schwarz und sein OB-Kandidat Harry
Mergel wollten einen grandiosen Coup landen. Mit der persönlichen
Dieter-Schwarz-Unterstützung mittels eines kleinen Spruchs auf der
Harry-Mergel-Wahlkampf-Homepage: „Ich wähle Harry Mergel, weil er nach
langjähriger Zusammenarbeit mit Oberbürgermeister Himmelsbach beste Erfahrungen
für diese Arbeit mitbringt.“ Mit diesem Schwarz-Spruch sollte die
Erfolgs-Lawine für den SPD-Kandidaten Mergel weggetreten werden.
Kaninchen vor der Schlange
Diese Geschichte explodierte landesweit als sehr lauter und schöner
Bombenschlag. Die Südwestpresse titelt am 29. Januar 2014 mit dem Titel:
„Lidl-Gründer Schwarz erregt im Heilbronner OB-Wahlkampf Aufsehen“ – und
andere Blätter zogen nach. Nur die heimische Tageszeitung Heilbronner Stimme schwieg eisern. Damit blamierte Chefredakteur Uwe Ralf Heer seine Gazette und seine
Redaktion landesweit - nicht zum ersten Mal. Auch beim Polizistenmord 2007
zeichneten sich er und seine Redaktion nicht gerade durch erhellende
Recherchen aus.
Am 8. Februar 2014, versteckt auf hinteren Seiten im Lokalteil,
wurde von der Heilbronner Stimme
endlich in einem Artikel die Lidl-Sensation verbraten - ganz
nebenbei und versteckt mitten im Text. Das war dann die zweite Blamage für Uwe
Ralf Heer und seine Stimme. In der
Landeshauptstadt Stuttgart wunderten sich Journalisten erstaunt darüber, wie
das Heimatblättle eine so grandiose Geschichte verkennen kann, die noch dazu
vor der eigenen Haustür spielt. Verständnisloses Schulterzucken: Das ist
halt fränkisch-schwäbische Provinz.
Wie kann
diese Erregung um die Lidl-Story in einer Mergel-Wahlkampf-Strategie sinnvoll eingeordnet
werden? Die Devise in der Harry-Mergel-Mannschaft lautet offenbar: Einfach
nicht beachten. Mergel und Genossen verhalten sich wie das hypnotisierte und
gelähmte Kaninchen vor der Schlange. Die Mergel-Ideologie in Worten: Man zeige
sich „geehrt“ über die Dieter-Schwarz-Unterstützung und sah den Milliardär ins
„breite gesellschaftliche Bündnis“ der Mergel-Jünger eingebunden. Alte und
traditionelle Sozi-Umarmung: Ersticken.
In Heilbronn
sprach man auch von einer neuen Mergel-Volksfront: Vom Milliardär bis hin
zu den Kommunisten bei den Linken und im DGB. Hinter vorgehaltener Hand aber
wurde geschimpft - wie die Rohrspatzen. Und auch öffentlich. Auf die Frage in
einer Handwerker-Wahl-Veranstaltung, ob er, der SPD-Kandidat, sich seinem
Förderer Dieter Schwarz verpflichtet fühle, giftete Harry Mergel
gouvernantenhaft spitz und völlig beleidigt: „Die Frage ist unanständig.“
Krachend um die Ohren
Die
Mergel-Devise, Schwarz-Geschichten in Medien und in der Öffentlichkeit
nicht zu beachten, macht sich auch die Heilbronner
Stimme zu Eigen. In diversen Heilbronner Polit-Kreisen munkelte man
sarkastisch: Die Stimme wolle
offenbar die großen Lidl-Anzeigen für Mergel durch – von Dieter Schwarz falsch
verstehende – kritische Berichterstattung nicht gefährden. Das ist nicht gerade
edel, aber das machen viele Verlage ein wenig zu hemmungslos - in
Zeiten der momentanen Medienkrise.
Die Folge:
Die Heilbronner Stimme reagierte nur
noch schlaff und beleidigt, agierende Berichterstattung überließ man den anderen
Zeitungen im Ländle. Am 5. März 2014 titelte die Stuttgarter Zeitung: „Ein Oberbürgermeister für Heilbronn –
Zweischneidige Empfehlung vom Milliardär.“ Noch ein Knaller. In der Käthchen-
Stadt lachten viele Zeitgenossen laut wiehernd, als sie die Reaktion von Stimme-Chefredakteur Uwe Ralf Heer
lasen: „Verwunderlich ist es mitunter, wie Heilbronn im Rest gesehen wird.“ Das
war nun die dritte Blamage – vor seinen Lesern. Heer bemerkte nicht, dass ihm mit
dem Stuttgarter Zeitung-Artikel die Trümmer seiner schiefen
OB-Wahlkampf-Berichterstattung krachend um die Ohren geflogen sind.
Reaktion ist doch keine Aktion – oder wie oder was? Am 8. März
präsentiert Chefredakteur Uwe Ralf Heer „exklusiv“ den Milliardär Dieter
Schwarz höchstpersönlich - wie er sich stolz aufplustert. So darf der
Milliardär unwidersprochen erklären, dass seine Unterstützung von Harry Mergel
natürlich keine einseitig politische Parteinahme bedeute.
Aha – was denn dann, bitte? Dass allein seine Positionierung den
Wahlkampf stark beeinflusst, zeigt die Zurückhaltung der
Gegenseite. Die CDU hat sich bislang nicht getraut, das Thema Dieter Schwarz für sich zu nutzen,
obwohl es ihr durchaus in die Karten spielen würde. Doch auch das
verschweigt Heer seinen Lesern - und leistet sich damit eine weitere
Blamage.
Fragen
über Fragen
Viele seiner Freunde und Bekannte aus der Region bewunderten die
rigorose Pressepolitik von Dieter Schwarz. Bilder und Stories aus seinem
privaten Leben gibt es in der medialen Öffentlichkeit kaum. Auch keine neuen
Fotografien. Allerdings: Bei dem „Unterstützer-für Mergel-Artikel“ in der Südwestpresse
im Januar war ein aktuelles Foto von Dieter Schwarz zu sehen. Eine kleine
Sensation.
Der Südwestpresse-Artikel
war dank Internet, Mail und Fax tausendfach in Heilbronn herumgereicht worden.
So rätseln viele Journalisten und interessierte Bürger heftig über den Grund,
warum Dieter Schwarz seine jahrzehntelang geübte und erfolgreiche Zurückhaltung
gegenüber den Medien plötzlich aufgab – und das alles nur wegen der
Harry-Mergels-Unterstützung? Und Freunde gaben ihm den dringenden Ratschlag: Schuster,
bleib bei deinen Leisten. Von Politik verstehst Du wirklich nichts.
Jetzt, da die landesweite Verwunderung - außer in der Heilbronner
Presse - zu vielen Fragen nach den Beweggründen des Dieter Schwarz geführt
haben, reagiert der Milliardär heftig – wie fast alle deutschen
Wirtschaftsführer. Schuld an diesem Desaster seien nicht er, sondern die
(doofen) SPD-Genossen, die ihn mit falschen Versprechen gelockt haben.
OB-Kandidat Harry Mergel und die
SPD-Fraktionsvorsitzende Sibylle
Mösse-Hagen hätten ihn angesprochen, ob er dem Mergel-Unterstützungskreis
angehören möchte. Schwarz wörtlich gegenüber der Stimme: „Ich habe zugesagt, aber gewarnt, ob dass dem Kandidaten
nicht schaden könnte. Beide verneinten das. Daher habe ich zugesagt.“
Naja -
endlich. Schuld sind immer die anderen. Dieter Schwarz, der Milliardär, ist
nicht schuld, wenn die Harry-Mergel-Kampagne in die Hose geht, wenn dieser
seltsame Heilbronner SPD-Kulturbürgermeister seine OB-Wahl verliert. Er habe
vor einer Dieter-Schwarz-Unterstützung gewarnt – sagt der Wirtschaftboss Dieter
Schwarz treuherzig. Aber die auf Erfolge gierigen Genossen wollten nicht auf
ihn hören.
Klar – sicher - die Heilbronner
Stimme hat an Samstag, 8. März 2014, endlich die Nase einmal vorne. Sie
verbreitet die neue Dieter-Schwarz-Botschaft exklusiv, gefällig und
kommentarlos. Zusammengefasst
lautet die Botschaft bibel-fest: Dieter Schwarz wäscht seine Hände öffentlich
in Unschuld. Wie einst der Römer Pontius Pilatus.
Kalt erwischt
Welch‘
garstiges Lied – das hören wir in Deutschland schon lange: Wenn in der
Wirtschaft etwas schief geht, vor allem im eigenen Laden, dann haben die
anderen Schuld – am besten die Politik - oder noch besser: die dumpfen
Verbraucher. Staat, sprich die Bürger müssen blechen – siehe Banken-Krise. Wie
heißt es so schön: Die Gewinne werden privatisiert, die Verluste sozialisiert.
– In diesem Wahl-Fall heißt das: Schuld sind - wider besserem Wissen dank
Schwarz-Warnung – die Provinz-Politiker Mergel und Mösse-Hagen.
Doch so einfach, wie Schwarz und "Exklusiv"-Journalist
Heer es sich machen, ist es auch nicht: Der naive Dieter-Schwarz-Satz „Ich bin
Heilbronner Bürger, und als solcher habe ich Meinung geäußert. Nicht mehr und
nicht weniger“; wurde dieses Wort in großer Wut geschrien - oder nur
geschrieben? Auf jeden Fall, ein profunder und
professionaler Medienmacher hat beratend kaum mitgeschrieben. Der wäre in einem
gutfunktionierenden deutschen Unternehmen schnellsten gefeuert. Hinzu kommt:
Nirgendwo wurde Dieter Schwarz vorgeworfen, dass er seine Meinung äußert – auch
öffentlich. Nur war das bisher nicht seine Politik. Im Gegenteil.
Hat er alles das vergessen – ganz einfach?
Oh ja. Viel
Scheinheiligkeit ist derzeit in Heilbronn am Neckar zu beobachten – jetzt fehlt
nur noch das jaulende Winseln aus der neuen links-grün-kapitalistischen
Mergel-Volksfront - wegen der widerlichen und unangenehmen Fragen in der
deutschen Medienlandschaft. Außerhalb von Heilbronn.
Ob all
dieser wahl-kämpferischen Rankünen - der schlichte Beobachter ist bass
erstaunt; ihm bleibt nur noch in der Rückschau das blauäugige Fazit: Der
Heilbronner Milliardär Dieter Schwarz und seinen OB-Kandidat Harry Mergel hat
es kalt erwischt. Wie so viele Menschen, die einfach nicht nachdenken
wollen.
Das ist eine
gute Heilbronner Geschichte – wie die vom (Antibaby-)Pille fressendem
Ehemann: Das Credo der deutschen Medien, das „Wächteramt der Presse darf nicht beeinträchtigt werden“, wurde völlig
naiv und provinziell angetastet. Warum
haben beide, Schwarz und Mergel, durch ihr Verhalten und ohne
Grund sich beschädigt – und dazu auch noch andere. Warum haben die Heilbronner Stimme und ihr Chefredakteur
Uwe Ralf Heer sich so gnadenlos journalistisch blamiert – landesweit. Meine
Antwort - ohne nachzudenken: Hätte, hätte,
Fahrradkette.
Heilbronn,
Samstag, 08. März 2014, 15.16 Uhr
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen