Mittwoch, 12. März 2014

Kommentar zum Dieter-Schwarz-Wahlkampf



Gnadenlos blamiert
 
Von Jürgen Dieter Ueckert



Der Heilbronner Milliardär Dieter Schwarz und sein OB-Kandidat Harry Mergel wollten einen grandiosen Coup landen. Mit der persönlichen Dieter-Schwarz-Unterstützung mittels eines kleinen Spruchs auf der Harry-Mergel-Wahlkampf-Homepage: „Ich wähle Harry Mergel, weil er nach langjähriger Zusammenarbeit mit Oberbürgermeister Himmelsbach beste Erfahrungen für diese Arbeit mitbringt.“ Mit diesem Schwarz-Spruch sollte die Erfolgs-Lawine für den SPD-Kandidaten Mergel weggetreten werden.



Kaninchen vor der Schlange



Diese Geschichte explodierte landesweit als sehr lauter und schöner Bombenschlag. Die Südwestpresse titelt am 29. Januar 2014 mit dem Titel: „Lidl-Gründer Schwarz  erregt im Heilbronner OB-Wahlkampf Aufsehen“ – und andere Blätter zogen nach. Nur die heimische Tageszeitung Heilbronner Stimme schwieg eisern. Damit blamierte Chefredakteur Uwe Ralf Heer seine Gazette und seine Redaktion landesweit - nicht zum ersten Mal. Auch beim Polizistenmord 2007 zeichneten sich er und seine Redaktion nicht gerade durch erhellende Recherchen aus.



Am 8. Februar 2014, versteckt auf hinteren Seiten im Lokalteil, wurde von der Heilbronner Stimme endlich in einem Artikel  die Lidl-Sensation verbraten - ganz nebenbei und versteckt mitten im Text. Das war dann die zweite Blamage für Uwe Ralf Heer und seine Stimme. In der Landeshauptstadt Stuttgart wunderten sich Journalisten erstaunt darüber, wie das Heimatblättle eine so grandiose Geschichte verkennen kann, die noch dazu vor der eigenen Haustür spielt. Verständnisloses Schulterzucken: Das ist halt fränkisch-schwäbische Provinz.



Wie kann diese Erregung um die Lidl-Story in einer Mergel-Wahlkampf-Strategie sinnvoll eingeordnet werden? Die Devise in der Harry-Mergel-Mannschaft lautet offenbar: Einfach nicht beachten. Mergel und Genossen verhalten sich wie das hypnotisierte und gelähmte Kaninchen vor der Schlange. Die Mergel-Ideologie in Worten: Man zeige sich „geehrt“ über die Dieter-Schwarz-Unterstützung und sah den Milliardär ins „breite gesellschaftliche Bündnis“ der Mergel-Jünger eingebunden. Alte und traditionelle Sozi-Umarmung: Ersticken.



In Heilbronn sprach man auch von einer neuen Mergel-Volksfront:  Vom Milliardär bis hin zu den Kommunisten bei den Linken und im DGB. Hinter vorgehaltener Hand aber wurde geschimpft - wie die Rohrspatzen. Und auch öffentlich. Auf die Frage in einer Handwerker-Wahl-Veranstaltung, ob er, der SPD-Kandidat, sich seinem Förderer Dieter Schwarz verpflichtet fühle, giftete Harry Mergel gouvernantenhaft spitz und völlig beleidigt: „Die Frage ist unanständig.“



Krachend um die Ohren



Die Mergel-Devise, Schwarz-Geschichten in Medien und in der Öffentlichkeit  nicht zu beachten, macht sich auch die Heilbronner Stimme zu Eigen. In diversen Heilbronner Polit-Kreisen munkelte man sarkastisch: Die Stimme wolle offenbar die großen Lidl-Anzeigen für Mergel durch – von Dieter Schwarz falsch verstehende – kritische Berichterstattung nicht gefährden. Das ist nicht gerade edel, aber das machen viele Verlage ein wenig zu hemmungslos  -  in Zeiten der momentanen Medienkrise.



Die Folge: Die Heilbronner Stimme reagierte nur noch schlaff und beleidigt, agierende Berichterstattung überließ man den anderen Zeitungen im Ländle. Am 5. März 2014 titelte die Stuttgarter Zeitung: „Ein Oberbürgermeister für Heilbronn – Zweischneidige Empfehlung vom Milliardär.“ Noch ein Knaller. In der Käthchen- Stadt lachten viele Zeitgenossen laut wiehernd, als sie die Reaktion von Stimme-Chefredakteur Uwe Ralf Heer lasen: „Verwunderlich ist es mitunter, wie Heilbronn im Rest gesehen wird.“ Das war nun die dritte Blamage – vor seinen Lesern. Heer bemerkte nicht, dass ihm mit dem Stuttgarter Zeitung-Artikel die Trümmer seiner schiefen OB-Wahlkampf-Berichterstattung krachend um die Ohren geflogen sind.



Reaktion ist doch keine Aktion – oder wie oder was? Am 8. März präsentiert Chefredakteur Uwe Ralf Heer „exklusiv“  den Milliardär Dieter Schwarz höchstpersönlich - wie er sich stolz aufplustert. So darf der Milliardär unwidersprochen erklären, dass seine Unterstützung von Harry Mergel natürlich keine einseitig politische Parteinahme bedeute. 



Aha – was denn dann, bitte? Dass allein seine Positionierung den Wahlkampf stark beeinflusst, zeigt die Zurückhaltung der Gegenseite. Die CDU hat sich bislang nicht getraut, das Thema Dieter Schwarz für sich zu nutzen, obwohl es ihr durchaus in die Karten spielen würde. Doch auch das verschweigt Heer seinen Lesern - und leistet sich damit eine weitere Blamage. 

 

Fragen über Fragen



Viele seiner Freunde und Bekannte aus der Region bewunderten die rigorose Pressepolitik von Dieter Schwarz. Bilder und Stories aus seinem privaten Leben gibt es in der medialen Öffentlichkeit kaum. Auch keine neuen Fotografien. Allerdings: Bei dem „Unterstützer-für Mergel-Artikel“ in der Südwestpresse im Januar war ein aktuelles Foto von Dieter Schwarz zu sehen. Eine kleine Sensation. 



Der Südwestpresse-Artikel war dank Internet, Mail und Fax tausendfach in Heilbronn herumgereicht worden. So rätseln viele Journalisten und interessierte Bürger heftig über den Grund, warum Dieter Schwarz seine jahrzehntelang geübte und erfolgreiche Zurückhaltung gegenüber den Medien plötzlich aufgab – und das alles nur wegen der Harry-Mergels-Unterstützung? Und Freunde gaben ihm den dringenden Ratschlag: Schuster, bleib bei deinen Leisten. Von Politik verstehst Du wirklich nichts.



Jetzt, da die landesweite Verwunderung - außer in der Heilbronner Presse - zu vielen Fragen nach den Beweggründen des Dieter Schwarz geführt haben, reagiert der Milliardär heftig – wie fast alle deutschen Wirtschaftsführer. Schuld an diesem Desaster seien nicht er, sondern die (doofen) SPD-Genossen, die ihn mit falschen Versprechen gelockt haben. OB-Kandidat Harry Mergel und die SPD-Fraktionsvorsitzende Sibylle Mösse-Hagen hätten ihn angesprochen, ob er dem Mergel-Unterstützungskreis angehören möchte. Schwarz wörtlich gegenüber der Stimme: „Ich habe zugesagt, aber gewarnt, ob dass dem Kandidaten nicht schaden könnte. Beide verneinten das. Daher habe ich zugesagt.“



Naja -  endlich. Schuld sind immer die anderen. Dieter Schwarz, der Milliardär, ist nicht schuld, wenn die Harry-Mergel-Kampagne in die Hose geht, wenn dieser seltsame Heilbronner SPD-Kulturbürgermeister seine OB-Wahl verliert. Er habe vor einer Dieter-Schwarz-Unterstützung gewarnt – sagt der Wirtschaftboss Dieter Schwarz treuherzig. Aber die auf Erfolge gierigen Genossen wollten nicht auf ihn hören. 



Klar – sicher - die Heilbronner Stimme hat an Samstag, 8. März 2014, endlich die Nase einmal vorne. Sie verbreitet die neue Dieter-Schwarz-Botschaft exklusiv, gefällig und kommentarlos.  Zusammengefasst lautet die Botschaft bibel-fest: Dieter Schwarz wäscht seine Hände öffentlich in Unschuld.  Wie einst der Römer Pontius Pilatus.

 

Kalt erwischt



Welch‘ garstiges Lied – das hören wir in Deutschland schon lange: Wenn in der Wirtschaft etwas schief geht, vor allem im eigenen Laden, dann haben die anderen Schuld – am besten die Politik - oder noch besser: die dumpfen Verbraucher. Staat, sprich die Bürger müssen blechen – siehe Banken-Krise. Wie heißt es so schön: Die Gewinne werden privatisiert, die Verluste sozialisiert. – In diesem Wahl-Fall heißt das: Schuld sind - wider besserem Wissen dank Schwarz-Warnung – die Provinz-Politiker Mergel und Mösse-Hagen.



Doch so einfach, wie Schwarz und "Exklusiv"-Journalist Heer es sich machen, ist es auch nicht: Der naive Dieter-Schwarz-Satz „Ich bin Heilbronner Bürger, und als solcher habe ich Meinung geäußert. Nicht mehr und nicht weniger“; wurde dieses Wort in großer Wut geschrien - oder nur geschrieben? Auf jeden Fall, ein profunder und professionaler Medienmacher hat beratend kaum mitgeschrieben. Der wäre in einem gutfunktionierenden deutschen Unternehmen schnellsten gefeuert. Hinzu kommt: Nirgendwo wurde Dieter Schwarz vorgeworfen, dass er seine Meinung äußert – auch öffentlich. Nur war das bisher nicht seine Politik. Im Gegenteil.  Hat er alles das vergessen – ganz einfach?



Oh ja. Viel Scheinheiligkeit ist derzeit in Heilbronn am Neckar zu beobachten – jetzt fehlt nur noch das jaulende Winseln aus der neuen links-grün-kapitalistischen Mergel-Volksfront - wegen der widerlichen und unangenehmen Fragen in der deutschen Medienlandschaft. Außerhalb von Heilbronn.



Ob all dieser wahl-kämpferischen Rankünen - der schlichte Beobachter ist bass erstaunt; ihm bleibt nur noch in der Rückschau das blauäugige Fazit: Der Heilbronner Milliardär Dieter Schwarz und seinen OB-Kandidat Harry Mergel hat es kalt erwischt. Wie so viele Menschen, die einfach nicht nachdenken wollen. 



Das ist eine gute Heilbronner Geschichte – wie die vom (Antibaby-)Pille fressendem Ehemann: Das Credo der deutschen Medien, das „Wächteramt der Presse darf nicht beeinträchtigt werden“, wurde völlig naiv und provinziell angetastet. Warum haben beide, Schwarz und Mergel, durch ihr Verhalten und ohne Grund sich beschädigt – und dazu auch noch andere. Warum haben die Heilbronner Stimme und ihr Chefredakteur Uwe Ralf Heer sich so gnadenlos journalistisch blamiert – landesweit. Meine Antwort - ohne nachzudenken: Hätte, hätte, Fahrradkette.



Heilbronn, Samstag, 08. März 2014, 15.16 Uhr


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